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Obst

Obst
Foto: sh / traditura

Als Obst werden für den Menschen essbare und meist roh verzehrte Früchte und Samen von überwiegend mehrjährigen Sträuchern und Bäumen bezeichnet. Im Gegensatz zum Gemüse schmeckt Obst angenehm säuerlich bis süß, da es einen höheren Zuckergehalt aufweist. Eine eindeutige Zuordnung mancher Lebensmittel ist jedoch nicht immer möglich.

Aus botanischer Sicht gehören Tomate, Paprika, Kürbis, Zucchini und Gurke zum Obst, da sie aus einer befruchteten Blüte entstehen. Wegen fehlender Süße und Säure, und da sie aus einjährigen Pflanzen stammen, zählen sie jedoch zum Fruchtgemüse. Bei Rhabarber hingegen, einem Pflanzenstängel, handelt es sich eigentlich um Gemüse. Dieser wird aber oft wie Obst verwendet.1a) 

"Der Bezeichnung "Obst" stammt von dem althochdeutschen Wort "obez" ab und bedeutet das, was über das eigentliche Essen (Brot und Fleisch) hinaus geht, wie auch Gemüse und Hülsenfrüchte."1a) 

Obstliefernde Pflanzen lassen sich in Fruchtobst und Samenobst unterscheiden. Beim Fruchtobst werden die fleischigen oder saftigen Teile der Frucht oder Blüte (bzw. des Blütenstandes wie z. B. der Blütenboden) verzehrt, beim Samenobst die fleischig saftigen Bestandteile des Samens.2)

Im alltäglichen Umgang unterscheidet man nach: 

  • Kernobst:  (Apfel, Birne, Quitte),
  • Steinobst (Kirsche, Pflaume, Pfirsich, Aprikose),
  • Beerenobst (Stachelbeere, Himbeere, Erdbeere, aber auch Süd-/Zitrusfrüchte wie Orange, Zitrone, Mandarine, Kiwi, Avocado),
  • Schalenobst (Haselnuss, Walnuss, Kokosnuss),
  • Wildobst (Heidelbeere, Holunderbeere, Sanddorn, Preiselbeere).2)

 

Wild wachsende Früchte wie Himbeeren, Schlehen und Heidelbeeren gehören vermutlich schon seit jeher zur Ernährung des Menschen bzw. seiner Vorfahren. Die erste Kultivierung dieser Früchte, also deren planmäßige Züchtung und Pflege, fand ca. 8.000 Jahre v. Chr. statt. Auf den ersten Obstbau mit Baumfrüchten wie dem Apfel weisen Funde aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. im Nahen Osten hin.1a) 

Heute sind nahezu alle Obstsorten über das gesamte Jahr verfügbar, da sie neben dem saisonalen Freilandanbau in Treibhäusern gezüchtet oder außerhalb der Saison aus klimatisch geeigneteren Ländern importiert werden. Die Lagerfähigkeit von Obst hängt in erster Linie von der Obstsorte, dem Erntezeitpunkt und den Lagerbedingungen ab. Für den Erntezeitpunkt ist entscheidend, ob es sich dabei um nachreifende (klimakterische) oder nicht nachreifende (nicht-klimakterische) Obstsorten handelt.1b)

Klimakterische Sorten können bereits bei der sogenannten Pflückreife geerntet werden. Sie entwickeln dann ihre Genussreife erst während des Transportes bzw. der Lagerung. Da diese Früchte das gasförmige Pflanzenhormon Ethylen produzieren, das auch den Reifungsprozess von anderen Früchten und Gemüsesorten beschleunigen kann, sollte bei einer gemeinsamen Lagerung darauf geachtet werden, ob es sich um klimakterisches oder nicht-klimakterisches Obst und Gemüse handelt.1b) Hierzu einige Beispiele: 

Tabelle mit BeispielenTabelle: sh / traditura, nach BzfE3)

Unreife, nicht-klimakterische Früchte reifen nicht nach, sondern verderben schneller, wenn sie in der Nähe der Ethylen produzierenden Obst- und Gemüsesorten aufbewahrt werden. Um die Lagerfähigkeit von z. B. Zitrusfrüchten zu erhöhen bzw. deren Alterungs-/ Abbauprozesse zu verzögern, werden diese mit einer Wachs- oder Harzschicht überzogen.3) 

 

Abschließend noch einige Kennzahlen:

Laut FAO stieg die weltweite Obstproduktion mit insgesamt 933 Millionen Tonnen im Jahr 2022 im Vergleich zum Jahr 2000 um ca. 63% an.4) Im selben Zeitraum wuchs die Gesamtbevölkerung hingegen nur um ca. 29%.5)

Grafik zur weltweiten Obstproduktion 2022

 

Mit einer weltweiten Produktion von ca. 135 Millionen Tonnen waren Bananen das mit Abstand meist produzierte Obst im Jahr 2022, gefolgt von Wassermelonen (ca. 100 Millionen Tonnen), Äpfeln (ca. 96 Millionen Tonnen), Orangen (ca. 75 Millionen Tonnen) und Weintrauben (ca. 75 Millionen Tonnen). Mit insgesamt knapp 52% machten diese fünf Obstarten also etwas mehr als die Hälfte der weltweiten Obst-Erntemenge im Jahr 2022 aus.

Während Bananen und Äpfel jedoch einen stetigen Aufwärtstrend in der weltweiten landwirtschaftlichen Produktion zeigten, stabilisierten sich die Erntemengen für Wassermelonen, Orangen und Weintrauben nach einem Anstieg bis Mitte/Ende der 2010er Jahre in den letzten Jahren.4) 

 

In der Saison 2023/2024 war Brasilien mit 16,5 Millionen Tonnen der weltweit größte Produzent von Orangen, weit vor China mit 7,63 Millionen Tonnen und der Europäischen Union mit 5,48 Millionen Tonnen.6)

Diagramm Orangenproduktion 2023/2024

Diagramm: sh / traditura, Statista6)

Doch hohe Temperaturen und starker Wassermangel führten in der aktuellen Saison zu einer geringeren Anzahl von Orangen pro Baum. Hinzu kommt eine Krankheit (Citrus Greening), die zum Absterben der Zitrusbäume führt und so ganze Orangenplantagen vernichten kann. Gestützt auf eine Prognose des Gesamtverbandes der brasilianischen Zitruswirtschaft ist in der Saison 2024/2025 mit einem Ernterückgang in Höhe von 25% im Vergleich zum Vorjahr zu rechnen - dies wäre die schlechteste Ernte seit dem Jahr 1988 in Brasilien.7)

sh

In unserem nächsten Beitrag geht es um Genussmittel.

 

 

 


Quellenangaben:

1) Rimbach, G., Nagursky, J., Erbersdobler H. F., 2015: Lebensmittel-Warenkunde für Einsteiger, 2. Auflage, a) Seite 206 f., b) Seite 215, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg, ISBN: 978-3-662-46280-5

2) Lieberei, R., Reisdorff, C., 2012: Nutzpflanzen, 8. überarbeitete Auflage, Seite 157 f., Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, ISBN: 978-3-13-530408-3

3) Vgl. Bundeszentrum für Ernährung, 2022: Lebensmittelkunde Obst, Essbare Früchte, dem Internet entnommen am 02.07.2024, https://www.bzfe.de/lebensmittel/lebensmittelkunde/obst/

4) Vgl. FAO, 2023: Agricultural production statistics 2000-2022, FAOSTAT Analytical Brief 79, dem Internet entnommen am 26.06.2024, ISSN 2709-0078 [Online]

5) Vgl. United Nations, Population Devision, 2022: World Population Prospects 2022, dem Internet entnommen am 26.06.2024, https://population.un.org/wpp/

6) Vgl. Statista, 2024: Leading orange producing countries worldwide in 2023/2024 (in million metric tons), dem Internet entnommen am 04.07.2024, https://www.statista.com/statistics/1044840/major-orange-producers-worldwide/

7) Vgl. Tagesschau, 2024: Schlechte Ernten, Orangensaft wird immer teurer, dem Internet entnommen am 04.07.2024, https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/orangensaft-preis-anstieg-100.html